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Havannas Malecon – wo das Leben der Stadt zusammenkommt

Alles, was es an Bausubstanz so gibt, findet sich am Malecon unmittelbar nebeneinander: Angefangen bei großen, protzigen Neubauten (meist Hotels, wenn‘s nicht gerade die US-amerikanische Botschaft ist), über moderne Wohnarchitektur und halbwegs intakte Altbauten aus glanzvolleren Zeiten, in denen Verspieltheit am Bau die schönste Ornamentik hervorgebracht hat, bis hin zu zerfallenden Häusern, die trotzdem bewohnt werden, und Ruinen, die nicht einmal hier mehr genutzt werden. An einigen wenigen Exemplaren wird auch gearbeitet. Und mittendrin eine stählerne Skulptur neueren Datums, die wirkt, als hätte sie sich verlaufen, so gänzlich intakt und romantisch-verspielt.

Der Malecon ist nach wie vor Flaniermeile und Naherholungsgebiet für Habaneros und Reisende. Die Hitze der Stadt ist hier durch den ständigen Wind erträglicher, meist ein Nordostpassat, wenn nicht gerade ein Hurrikan vorbeizieht. Die Brüstung wird gerne genutzt, um ein Weilchen zu sitzen, manche für sich mit ihrem Handy, andere quatschen Passanten an. Wenn man Glück hat, ist da schon mal eine nette Plauderei dabei, die nicht dazu dient, an die Euros eines Touristen zu kommen.

Erwähnen muss man natürlich auch die Angler, von denen man nicht so genau weiß, ob das Angeln nur eine Leidenschaft ist oder einen wichtigen Beitrag zum Lebensunterhalt darstellt. Gegen ihre Konkurrenten, die Pelikane, scheinen die Angler jedenfalls eine heftige Abneigung zu hegen: Es kommt durchaus vor, dass einer von ihnen urplötzlich einen gefangenen Fisch (!) gegen einen fliegenden Pelikan schleudert und einen Fluch hinterherschickt.

Und an sonnigen Tagen überstrahlt das Capitol all dieses Leben – das Capitol, selbst ein eher makelloser Bau mit einer perfekt gepflegten Parkanlage drumherum, die zwar zur Straße hin nicht abgesperrt ist, wenn man jedoch diese Anlage betritt, so machen innerhalb weniger Augenblicke die Trillerpfeifen klar: Du bist dem Machtzentrum zu nahe gekommen. So betrachtet vermittelt die goldene Kuppel den Eindruck eines unnahbaren Wächters über die Menschen, die in seinem Schatten versuchen, zu überleben, trotz der Allgegenwart der staatlichen Macht.

Neben den omnipräsenten revolutionären Spruchtafeln, die seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr erneuert wurden, ist das aber auch schon alles, was man als Reisender politisch unmittelbar erlebt: Niemand redet über Politik, niemand frägt nach deiner Meinung (was für Lateinamerika höchst ungewöhnlich ist). Ein gelegentliches Murren vielleicht, wenn es – wie jeden Tag – drum geht, dass kein Trinkwasser aufzutreiben ist, oder sonstwas fehlt. Auch der Mangel ist omnipräsent, und nicht nur an den Häusern abzulesen.

Anmerkung zum gendern

Leider hält die deutsche Sprache längst nicht für alle Substantive, die Personen bezeichnen, eine geschlechtsneutrale Version vor. Das Beispiel „Mitglieder“ funktioniert auch nur, weil diese ein grammatikalisches Neutrum sind. Mit den vielfach benutzten Formen der Sternchen-Schreibweise der „Mitbürger*in“ o.ä. oder der Wiederholung nach dem Muster der „Mitbürger und Mitbürgerin“ kann ich mich nicht so recht anfreunden: Zum einen geht das zu Lasten des Schreib- und des Leseflusses, zum anderen sind nicht-binäre Menschen damit grammatikalisch eher aus- wie eingeschlossen.

Ich benutze auf diesen Seiten also die klassische Form, verzichte also auf „grammatikalisches gendern“, und betone hiermit ausdrücklich, dass in den fraglichen Fällen die nicht-männlichen bzw. nicht-weiblichen bzw. binären Personen genauso gemeint sind wie die nicht-binären, weiblichen oder männlichen, auf die sich die Grammatik verengt.

vgl. dazu auch Ein paar Eckdaten zu Kuba aus der jüngsten Zeit